Die Tafeln schaffen (angeblich) Bedürftigkeit

Es ist schon merkwürdig, welchen geistigen Müll Leute in der Öffentlichkeit verbreiten können, dafür sogar noch Medien finden, die dieses verbreiten, nur weil sie, aus welchem Grund auch immer, sich Soziologen nennen dürfen. Da kommt doch der Soziologe Stefan Selke tatsächlich daher und behauptet, dass die Tafeln Bedürftigkeit schaffen.

 

Gegen seinen Ansatz, dass dieses Land, durch seine Politik Bedürftigkeit erzeugt, ist ja nicht einmal viel zu sagen, da dieses ja wohl ein Faktum ist. Aber dann die Tafeln zu kritisieren, die, weil ja nun einmal, wie Herr Selke ja selbst festgestellt hat, eine Bedürftigkeit, da von der Politik erzeugt wurde, da ist, zu kritisieren, ist das schon blanker Hohn.

 

Diese, von ihm genannte angebliche „gewohnheitsmäßige Versorgung“, müsste nicht sein, wenn die Politik keine Bedürftigkeit erzeugen würde. Erzeugt aber die Politik diese Bedürftigkeit, kann man den privaten Versuch diesem zu begegnen nicht kritisieren. Wenn denn schon, hat man den Erzeuger dieser Bedürftigkeit an den Pranger zu stellen, nicht diejenigen, die versuchen die Bedürftigkeit zu verringern.

 

Und kommt man zum Schluss, dass heutzutage die Politik genau auf dieses private Engagement setzt, um seiner eigene Verantwortung zu entsagen, muss man auch klarstellen, dass die Bedürftigkeit zuerst da war, vom Staat zuerst erzeugt. Der Staat hat seine Verpflichtung nicht zurückgeschraubt, weil es die Tafeln gibt, sondern die Tafeln wurden gegründet, weil der Staat in seiner sozialen Verantwortung kläglich versagt.

 

Und wenn, wie die WAZ in ihrer Onlineausgabe schreibt, in Essen von der Tafel 1800 Familien versorgt werden, dürfte das in einer Stadt von rund 570.000 Einwohnern, schlecht als gewohnheitsmäßig Versorgung von allen Bedürftigen sprechen.

 

Ganz nebenbei werden hauptsächlich Lebensmittel verteilt, die sonst auf den Müll landen würden. Lebensmittel, die völlig in Ordnung sind. Hier eventuell noch eine Prinzipienfrage aufzubauen, und vielleicht noch zu behaupten, es wäre besser die Lebensmittel wegzuwerfen, als den Bedürftigen zu geben, strahlt so eine soziale Kälte und ökonomischen Unverstand aus, dass man eher glaubt, er hätte neoliberalen Kapitalismus studiert, als Soziologie und Philosophie. Wobei Philosophen ja durchaus ein etwas weltfremdes Lebensbild unterstellt werden kann.

 

Dem Ansatz von Herrn Selke, dass es Bedürftigkeit gibt, mag man nicht widersprechen. Seine Schlussfolgerungen gegen die Tafeln ist aber blanker, kalter Hohn.

 

 

 

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