Ärztelobby schlägt zu

Ärztelobby schlägt zu.

 

Seit ein paar Wochen lächelt in unser Stadt ein unbekannter Arzt von großen Plakaten, und erzählt uns, wie toll er doch ist, dass tausend Patienten ihm vertrauen und er nur das Wohl des Patienten im Sinn hat. Oh nein – da macht kein Arzt für sich und seiner Praxis Werbung. Nein, die Plakate sind von einem Ärzteverband, der hier eine Charmeoffensive betreibt.

 

Hier wird hohe Politik betrieben. Im Großen und Ganzen will man, trotz einiger Skandale, in denen es Ärzten mehr ums Geld verdienen, als um das Wohl der Patienten ging, und dadurch wohl schon Tausende von Patienten nicht so behandelt wurden, wie sie behandelt werden sollten, am System festhalten. Da man aber nun einmal negativ in den Medien steht, versucht man mit solchen tollen Plakaten den Bürgern und potenziellen Patienten Sand in die Augen zu streuen.

 

Der Verband der gesetzlichen Krankenkassen fordert, im Kampf gegen korrupte Ärzte, dazu auf, dass Ärzte bei einem konkreten Verdacht bei einem Kollegen, dieses melden sollen. Zur Not auch anonym. Und wie antwortet die Kassenärztliche Bundesvereinigung darauf?

 

Sie schimpft, redet von Verunglimpfung und dass die Aufforderung des Verbandes der gesetzlichen Krankenkassen Missbrauch führen würde.

 

Wow. Was für eine Blasphemie. Wenn es einen konkreten Verdacht gibt, haben die Kollegen gefälligst zu schweigen. Im Zweifel ist nicht der Täter der Böse, sondern der, der mit dem Finger auf den Täter zeigt. Und das geht so weit, dass, gemäß der Aussage des Kassenverbandes, angestellte Ärzte, Mitarbeiter im Gesundheitsbereich, die ihren Arbeitgeber anzeigen, gekündigt werden kann. Weil das so ist, wünscht der Kassenverband auch anonyme Anzeigen. Sicher haben anonyme Anzeigen einen bitteren Beigeschmack, aber solange man jemanden einfach feuern darf, nur weil er ein Fehlverhalten des Arbeitgebers anzeigt, bleibt ja wohl nichts anderes übrig. Statt sich über den Passus aufzuregen, da er angeblich Missbrauch zur Folge haben könnte, sollten sie die Kündigungsmaßnahmen ändern. Dann braucht man auch nicht anonyme Anzeige zu erstatten. Denn so wie die Situation jetzt ist, wird Missbrauch geradezu verursacht. Man kann sich ja doch relativ in Sicherheit wiegen, sollte man den eigenen Geldbeutel wichtiger einschätzen, als die Gesundheit des Patienten, da der ehrliche Kollege sich schon sehr genau überlegen wird, ob er Anzeige erhebt. Denn wer nimmt ihn denn, wenn er einmal wegen Illoyalität gekündigt wurde.

 

Ehrliche Ärzte schützt man nicht, in dem man korrupte Ärzte gewähren lässt.

 

Da man sich aber nicht ändern will, streut man jetzt also, mit einer teuren Werbekampagne – wer bezahlt diese eigentlich letztendlich? - den Bürgern und potenziellen Kunden Sand in die Augen.

 

So läuft das heute in der Gesellschaft. Tue Böses und täusche das Volk.

 

Aber es darf nicht sein, dass der Patient für die einen nur noch ein Kostenfaktor ist, und für die anderen nur noch die Sau, mit der man auf dem Markt so viel wie möglich verdienen will.

 

Wenn die Ärztekammer nur noch dran interessiert ist, der Öffentlichkeit, durch  ihre Ärztelobby, einen guten Ruf vorzugaukeln, aber in der Praxis nichts dafür tut, damit dieser gute Ruf auch gerechtfertigt ist, dann ist die Branche nicht reif dafür, privat geführt zu werden, sondern muss wieder mehr unter staatlicher Kontrolle.

 

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