Auch wenn es in der DDR, im wörtlichen Sinne, kein BGE gab, kann man doch die dortige Struktur einem BGE gleich setzen und daran erkennen, welche Schwachpunkte ein BGE hat, die auch ein Scheitern eines BGEs bei uns bedeuten würde.
Gehalt/Lohn
In der DDR hatte niemand ein Recht auf ein BGE. Aber jeder hatte ein Recht auf einen Arbeitsplatz, selbst wenn es an seiner Arbeitsstelle nicht genug Arbeit für ihn gegeben hat, gab es einen Anspruch auf ein Gehalt/Lohn.
Letztendlich wurde auch dadurch ein Grundeinkommen verteilt. Zwar nicht bedingungslos, aber letztendlich hatte jeder, solange er nicht die Arbeitsstelle verweigerte, ein Anspruch auf den Lohn, selbst, wenn, egal jetzt, ob aus Materialmangel oder weil es schlichtweg keine Aufträge gab, zu wenig zu tun gab. Bereits dieser Tatbestand, egal wie hoch oder niedrig der persönliche Einsatz war, sorgte in vielen Bereichen zu einer „Dienst nach Vorschrift Mentalität“. Man riss sich nicht unbedingt ein Bein aus, und wenn es wenig zu tun gab und man hatte die Gelegenheit dazu, „verpisste“ man sich durchaus in eine Ecke, wo man seine Ruhe hatte.
Daher ist es auch komisch, wenn heutzutage Leute ein Menschheitsbild propagieren, bei dem sie davon ausgehen, dass alle arbeitsfähigen Menschen, wenn sie ein BGE bekommen würden, selbst wenn sie nicht arbeiten müssen, trotzdem zur Arbeit gehen, und zwar selbst zu Arbeiten, die nicht gerade das berufliche Highlight sind.
Des Weiteren wurde in der DDR durch die Hintertür ein echtes BGE verteilt. Wohlgemerkt, durch die Hintertür, aber letztendlich mit einem BGE vergleichbar.
Dass die Wohnungen stark subventioniert wurden, sodass die Mieten nur einen Bruchteil der tatsächlichen Kosten betrugen, ist einem BGE gleichzusetzen. Das Gleiche gilt für die Grundnahrungsmittel, für den öffentlichen Personenverkehr und noch einiges andere. Man hat eben nur kein Geld an die Bevölkerung verteilt, sondern die Kosten für Grundbedürfnisse dem Bürger weitestgehend erlassen. Aber im Grunde ist es wie ein BGE, nur eben durch die Hintertür.
Diese Zuwendungen an die Bevölkerung, die unter anderem auch dazu gedacht waren, dem Volk das kommunistische System schmackhaft zu machen, da ja der Staat liebevoll für seine Bürger sorgen wollte, oder zumindest diesen Eindruck hinterlassen wollte, wurden schon nach kurzer Zeit als eine Selbstverständlichkeit angesehen, als ein Recht, für das man dem System nicht dankbar sein musste. Auch die Arbeitswilligkeit steigerte sich dadurch nicht. Es wurde aber ein Anspruchsdenken gefestigt, dass dem Staat es unmöglich machte, seine sozialen Leistungen rückgängig zu machen.
Es gab viele Gründe, warum die DDR letztendlich wirtschaftlich ruiniert wurde und finanziell pleiteging. Die versteckten BGE-Maßnahmen waren bei Weitem nicht der einzige Grund für das Scheitern der DDR. Aber sie waren ein Sargnagel von mehreren, die zu dem Untergang der DDR führten.
Wenn man ein BGE verteilt, egal ob in Geldform, in billigem Wohnraum, in Grundnahrungsmitteln oder billigen öffentlicher Personenverkehr entfernt man sich von der Regel, Leistung gegen Leistung.
Bei den Wohnungen bekamen die Bauleute Geld für eine Leistung, die nachträglich, durch Mietkostenfestlegung, nicht gegenrechenbar war. Das Gleiche galt für die Grundnahrungsmittel, öffentlicher Personenverkehr. Die, die die Leistung erbrachten, bekamen einen viel höheren Wert selbst in die Hand gedrückt, als die erbrachte Leistung dann selbst wieder refinanzierte.
Nichts anderes ist es, wenn jemand ein BGE bekommt. Es verschlimmert sich nur, wenn jemand ein BGE ohne jegliche Leistung bekommt, statt wie ein Bauarbeiter in der DDR, der eintausend Mark für eine Leistung bekam, dessen Gegenleistung, die Miete, dann viel geringer war und die Kosten der Leistung nicht wieder einbrachte.
Alleine schon das Schicksal der DDR sollte jedem BGE-Befürworter zu denken geben. Sie scheiterte, nicht nur daran, aber eben auch mit daran.
Und selbst die sozialistische DDR ging nicht so weit, ein BGE, wenn man von den Subventionen von Wohnungen, Miete und Grundnahrungsmitteln absah, einfach so zu verteilen. Die Menschen mussten zumindest zur Arbeit gehen und dort, wenn etwas zu tun war, dieses auch tun.
Und heutzutage gehen die BGE-Propheten von einem Menschenbild aus, das Menschen beinhaltet, die auch hoch motiviert zu einer Arbeit gehen würden, selbst wenn sie nicht arbeiten müssten.
Das ist schlichtweg naiv.
Und wer behauptet (das habe ich oft als Antwort bekommen), die DDR ist nur gescheitert, weil man die dortigen Menschen eingesperrt hat, der übersieht eine Kleinigkeit. Die Leute wollten nicht weg, weil die Mauer gebaut wurde, sondern die Mauer wurde gebaut, weil die Leute weg, in den "goldenen Westen" wollten.
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seinswandel (Mittwoch, 13 August 2014 10:52)
Es scheint mir durchaus angebracht, die Erfahrungen der DDR heranzuziehen, um über mögliche und möglicherweise unerwünschte Folgen einer Einführung eines BGEs nachzudenken. Das kann nicht zuletzt helfen, ungünstige Varianten zu vermeiden. Allerdings sollte dabei etwas differenzierter geschaut werden, was tatsächlich mit dem BGE vergleichbar ist, und was eben nicht mit einem BGE vergleichbar ist. Das will ich hier nicht alles aufdröseln, nur ein paar Anmerkungen dazu:
Der Anteil der staatlichen Subventionen für der Grundbedarf der DDR-Bevölkerung (Grundnahrungsmittel, Kinderkleidung, Tarife für Energie und Verkehr, Wohnungsmieten) betrug 1988 61,6 Milliarden Mark, das waren 24,6 % der um die Einnahmen der Sozialversicherung bereinigten Staatshaushaltsausgaben.
In der BRD wurden 1987 Subventionen (Finanzhilfen, Steuervergünstigungen, zweckgebundene Zahlungen) in Höhe von 122 Mrd. DM aufgebracht, das entsprach 24% des Bundeshaushalts jenen Jahres (509,6 Mrd. DM). (Quelle: bpd.de; wifo.ac.at) Inwiefern die erheblichen EU-Agrarsubvention darin bereits enthalten sind, weiß ich nicht (1987 = 212,8 Mrd. EURO für die gesamte EU).
In der DDR wurde die Bevölkerung mit günstigem Wohnraum, günstiger Nahrung, günstiger Kleidung und einigem mehr versorgt. Sollte dies tatsächlich ein zentraler Schwachpunkt/Fehler des SED-Unrechtsregimes gewesen sein? War dies tatsächlich einer der ausschlaggebenden Punkte, dass die DDR-Diktatur gescheitert ist? Hier würde ich mir eine deutlich differenzierte und tiefenschäfere Analyse wünschen.
Das BGE unterscheidet sich in vielen Punkten ganz wesentlich vom DDR-Wirtschaftsystem:
- Es sieht keinen Arbeitszwang vor. Ein Anreizsystem für 'Dienst nach Vorschrift, unter der Hand abgreifen, was geht' würde gerade nicht installiert.
- Ein BGE sieht NICHT vor die tatsächlichen Produktionkosten NICHT wieder einzupreisen. Es würden nicht die Einnahmen von Investoren, Händlern und Produzenten gedeckelt, sondern es würde ein Einkommen verteilt, damit sich die Menschen die Waren leisten können.
- Ein BGE führt auch keine zentralistische Bedarfs- und Wirtschaftsplanung ein. Die Bürger entscheiden selber, was ihr Bedarf ist. Nur mit einem Einkommen ist man frei zu entscheiden. Nur ist heutzutage dieses Einkommen an zum Teil haarsträubende und menschenverachtende Bedingung geknüpft.
Ich bin kein Wirtschaftsexperte, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass nach der Einführung eines BGE die Produktion sinken würde und die Wirtschaft (hier BSP in €) nicht mehr ständig wachsen würde. Die Frage ist dann, halten wir das für wünschenswert oder nicht? In meinen Augen müssen wir aussteigen aus der Wirtschaftslogik, die immer mehr Produktion auf Kosten der Ökologie und Menschlichkeit erfordert.
Mich stört auch die vereinfachende Darstellung am Ende: Als die Mauer 1961 gebaut wurde, war die Versorgungslage in der DDR auch im Vergleich zur BRD noch ziemlich gut. Allerdings gab es bereits 1953 einen Volksaufstand. Gier und Bequemlichkeit spielen sicher eine Rolle beim Menschen, aber ich frage mich, ob Sie hier nicht ein Menschenbild vom gierigen, eigennützigen Wohlstandsvermehrer entwerfen? Als würden die Strukturen, die Institutionen und die Ideologie keine Rolle spielen...
Berthold Kogge (Sonntag, 31 August 2014 07:54)
Teil 1.
Die angebliche Summe der DDR Subventionen für billigen Wohnraum, Lebensmittel, usw. zweifel ich an. Ich habe in nicht mehr zur Hand, aber es gab mal einen Bericht, da lief die Summ in den dreistelligen Milliardenbereich.
Außerdem sollte man doch Subventionen der BRD bitte schön nicht mit hinein rechnen. Subventionen für nicht rentable Firmen, sind in den Zahlen der DDR auch nicht enthalten.
Ja – und günstige Wohnungen, waren auch ein Schwachpunkt der DDR. Wobei man da eben auch differenzieren muss. Es gab auch in der BRD den sozialen Wohnungsbau, wobei auch eine Mietobergrenze festgelegt wurde. Aber es war und ist ein Unterschied, ob ich Wohnungen für Bedürftige verbillige, oder pauschal für alle, Wohnungen zu einem Mietpreis anbiete, der gerader mal 20 oder 25% der tatsächlichen Kosten beinhaltet. Wozu das geführt hat, auch bei der Instandhaltung von Altwohnungen, hat man ja dann gesehen.
Sicher gibt es beim BGE keinen Arbeitszwang. Auf diesen Unterschied habe ich auch hingewiesen.
Es dreht sich erst einmal um die finanzielle Auswirkung. Für den Staats ist es finanziell letztendlich gleich, ob ich den Menschen Geld gebe, damit Sie sich kostendeckende Wohnungen leisten können, oder ob ich Ihnen die Wohnungen pauschal verbilligt hinstelle.
Ach – und niemand behauptet, dass der Aufstand von 1953 wegen schlechter Versorgungslage stattfand.
Und ein BGE ist eben nicht die Verteilung von Einkommen. Genau das ist auch ein Denkfehler aller BGE Befürworter.
Letztendlich bekommen auch wir kein Geld als Einkommen, sondern wir bekommen Leistungen, wie Lebensmittel, Kleidung, Autos usw. Niemand bekommt von seinem Chef Geld als Gegenleistung, sondern für seine Leistung einen entsprechenden Gegenwert. Das Geld ist nur ein Hilfsmittel, da kein Chef jeden Monat mit seinen Angestellten verhandeln kann, was sie nun wirklich diesen Monat benötigen und er dieses dann für den Angestellten besorgt.
Geld ist keine Leistung. Geld ist nur das Bindungsglied zwischen zwei Leistungen. Mehr nicht. Es hat schon seinen Grund, dass man ein Gehalt, auf Geldbasis, als ein Nominaleinkommen bezeichnet, und ein Gehalt, in dem wirklich Werte, z.B. Lebensmittel vergeben werden, als ein Realeinkommen.
Geld hat keinen eigenen Wert. Mit der Nominierung einer Summe wird nur der Wert einer Ware bestimmt.
Die DDR war zumindest so konsequent und hat echte Werte verteilt. Keine Papierfetzen, auf denen Zahlen gemalt sind.
Sicher wird durch ein BGE keine zentralistische Bedarfs- und Wirtschaftsplanung eingeführt. Das hat auch niemand behauptet. Im Gegenteil. Jeder stellt das her, wofür er sich berufen fühlt. Der Bedarf der Gesellschaft fällt da erst einmal grundsätzlich unter den Tisch. Das ist ja auch ein Problem bei einem BGE. Jeder kann sich selbst verwirklichen. Wer Bildhauer werden will, wird Bildhauer, auch wenn niemand seine Skulpturen kaufen will.
Aber wer ist dann noch bereit, sich beruflich aus Reinigungskraft zu verwirklichen? Es dürften kaum noch saubere Züge, inklusive der dortigen Toiletten geben. Keine sauberen Autobahnraststätten, inklusive der dortigen Toiletten; keine sauberen Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Büros, Lebensmitstellläden, usw.
Letztendlich braucht niemand von uns Geld, sondern Leistungen. Geld wird letztendlich nur benötigt, weil eben kein Arbeitgeber jeden Monat das besorgen kann, was seien Angestellten wirklich benötigen. Geld ist ein Bindeglied, um das Wirtschaften untereinander zu erleichtern. Nicht mehr.
Berthold Kogge (Sonntag, 31 August 2014)
Teil 2
Ihr letzter Absatz ist auch falsch. Wieso immer gleich so hoch hinaus und von Gier reden?
Ist es gleich Gier, wenn man es besser haben möchte, als der Nachbar? Werte haben sich geändert, aber vor ein paar Jahrzehnten musste das eigen Auto wenn möglich ein paar PS mehr haben, als das vom Nachbarn, ist es gleich Gier? Ist es gleich Gier, wenn man ein eigenen Haus haben möchte?
Wir würden immer noch in Höhlen leben, wenn der Mensch nicht soviel Egoismus hätte, dass er den Wunsch hat, es in Zukunft besser haben zu wollen, als in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Und da beschränken sich die meisten Menschen auf sich und ihre Familie. Nicht auf die ganze Menschheit. „Ich möchte ein schönes Haus haben, mit einem schönen Garten, wo wir die Freizeit genießen können. Ich kümmere mich nicht darum, ob dieses auch jemand in Paderborn oder Bielefeld (falls es diesen Ort überhaupt geben sollte) erwerben kann.
Jeder Mensch hat, mehr oder weniger, eine egoistische Ader. Das ist im Grundsatz erst einmal nichts Schlimmes.
Und wer bitte schön macht hier einen auf „das Geld ist die Lösung“. Ist es nicht geradezu lächerlich, dass die, die gegen dieses Wohlstandvermehrung, gegen das Hinterherlaufen nach Geld, sind, gerade dann die sind, die Geld verteilen wollen?
In denn 70ern gab es in der BRD eine große Bewegung, gegen Ausbeutung der Natur und gegen die Vorstellung, dass alles wachsen muss. Damals klebte wohl fast an jedem zweitem Auto eine Weissagung der Cree-Indianer, die, zumindest in den 70ern jeder kannte. Die BGE-Befürworter sollten sich diese Weissagung einmal wieder zu Gemüte führen.
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
Wer glaubt, Geld löst die Probleme, sollte Banker werden. Die haben die Lizenz, auf Kosten der Gesellschaft, Geld einen eigenen Wert zuzumessen. Platzt dann die schöne Mär, wie 2008, zahlt eben die Gesellschaft.
seinswandel (Dienstag, 02 September 2014 00:37)
Die Zahlen stammen von der Bundeszentrale für politische Bildung (www.bpb.de/system/files/pdf/KBHAC1.pdf). Das scheint mir eine seriöse Quelle. Auch wenn sich die oben angeführten Zahlen nicht ohne weiteres vergleichen lassen - relativ geringer Rechercheaufwand führt zu Zweifeln an der These die hohen Subventionen seien eine Hauptursache für den Zusammenbruch der DDR Wirtschaft. Auch in der sozialen Marktwirtschaft werden Subventionen in sehr hohem Ausmaß aufgebracht. Daran allein kann es also nicht liegen.
Sie behaupten, die Leute wollten nur weg in den "goldenen Westen". Ich habe das hinterfragt. (Vgl. übrigens auch wikipedia zur DDR-Wirtschaft: "Dennoch kann während der 1950er und 60er Jahre auch in der DDR von einem deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung gesprochen werden. (...)").
Der Mensch möchte es besser haben. Das ist Adam Smith Behauptung vom menschlichen Verlangen, die Lebensbedingungen zu verbessern. Dagegen sei doch nichts einzuwenden. Ok! Aber fragen wir weiter: wann ist es genug? Wann hören wir auf zu "verbessern", was heißt das genau, um welchen Preis? Usw.
Mich hätte schon interessiert, von welchem Menschenbild Sie ausgehen. [Oder, provokanter formuliert: Was ist das für ein Menschengeschlecht, dass nicht mal für seine Grundhygiene sorgen kann (saubere Toiletten für sich und seine Kinder), ohne Androhung von Leistungsbezugsverweigerung, das heißt in letzter Konsequenz Androhung von Hunger und Obdachlosigkeit? Zu Hause machen wir doch auch sauber....].
Naja, wir auch immer, ... Wenn wir die jetzige Art zu wirtschaften ("verbessern" = Wirtschaftswachstum im Sinne von BIP in % und absurder Luxus für einige wenige) dann wird genau das eintreten, vor dem die Cree-Phrophezeiung warnt. Aber mir scheint, in diesem Punkt sind wir einer Meinung.
Das BGE ist ein Vorschlag an dieser Logik zu rütteln. (Mir scheint, das bestreiten Sie?) Ob das BGE tatsächlich ein GEEIGNETER Lösungsansatz dafür ist, sei mal dahingestellt. Ich habe da durchaus einige Zweifel.
Natürlich geht es letztlich um den Tausch von Gütern und Leistungen, aber Geld spielt nun mal eine Rolle (z.B. wird Erwerbseinkommen, Kindergeld und ALG verteilt) und hat im übrigen eine gewisse institutionelle Eigenlogik (z.B. Zinsen uvm). Sie schlagen ja auch nicht vor zum Naturalientausch zurück zu kehren. Das BGE schlägt NICHT vor, dass Geld (alle) Probleme löst, sondern das ein symbolisches Wertäquivalenz (=Geld) verteilt wird, dass den Tausch von Gütern und Leistungen ermöglicht. Dass nur Güter und Leistungen verteilt werden können, die auch tatsächlich produziert werden, versteht sich doch von selbst.
Dann sind wir wieder bei der Befürchtung Menschen würden nicht mehr das Notwendige produzieren, weil sie lieber malen oder sonstwas machen. Und das ist genau die Frage! Ich schlage einfach vor, diese Frage für einen Moment offen zu lassen, diese Frage wirklich Frage sein zu lassen. Vielleicht kommen wir zu dem Schluss, das geht so nicht. Ok! Vielleicht eröffnen sich daraus neue Ideen oder Einsichten, unter welchen Bedingungen so etwas wie ein BGE denkbar wäre. Vielleicht kommt heraus, es ist alles Humbug, aber über diese Frage mal nachzudenken, können wir uns erlauben.
Berthold Kogge (Dienstag, 02 September 2014 10:16)
Ihre Zahlen von der DDR muss ich erst einmal so stehen lassen, da ich meine Quelle nicht finde.
Allerdings, 61,6 Milliarden Mark, nur für Subventionen von Grundnahrungsmitteln, Kinderkleidung, Tarife und Energie, Wohnkosten, sind immerhin 24,6 % der Staatsausgaben gewesen, wobei die Einnahmen der Sozialversicherung sogar schon herausgerechnet sind, wenn ich den Begriff „Bereinigung“ richtig verstehe.
Also mal ehrlich, das ist ein ganzer Haufen – für diese paar Subventionen im privaten Bereich. Wohlgemerkt. Rente, Gesundheitsversorgung, Altenpflege, Kindergärten, Schulen, usw. sind da ja noch nicht enthalten. Das ist zu viel des Guten. Das ist ein wirklicher Grund dafür, dass die DDR pleite ging.
Subventionen für ineffektive Betriebe usw. sind da ja auch nicht mit enthalten.
Sicher gab es auch in der DDR zu einem Aufschwung. Aber Sie haben den Aufstand von 1953 angesprochen. Der war, weil die Arbeitsleistungsquote erhöht wurde. Und Aufschwung hin, Aufschwung her, die Möglichkeiten für Fachkräfte waren im Westen wesentlich lukrativer. Wie gesagt, die Leute flüchteten nicht, weil es eine Mauer gab, sondern die Mauer wurde gebaut, weil die Leute flüchteten. Und zwar hauptsächlich gerade qualifizierte Leute.
Sicher möchte der Mensch besser leben. Das hat nicht nur Adam Smith behauptet. Das was schon bei den Neandertalern so. Und wer „Der Wohlstand der Nationen“ lesen sollte, wird feststellen, dass Adam Smith sich im Grabe umdrehen würde, wenn er mitbekommen würde, was man heute unter „wirtschaften“ versteht.
Und es ist falsch, danach zu fragen: „Um welchen Preis.“
Besser leben heißt ja nicht unbedingt, ein größeres Auto, eine größere Wohnung. Ich finde es schon komisch, dass gerade BGE-Befürworter, bewusst auf das Geld setzen, während sie anscheinend doch genau gegen das System „immer besser, immer mehr“, propagieren.
Besser leben muss ja nicht unbedingt ein Urlaub in der Karibik sein. Ich bin am Samstag gerade von einer 17 tägigen Wanderung aus Nordnorwegen/Nordschweden zurückgekommen, wo ich mit Zelt und Rucksack durch das Fjäll gewandert bin. Was ganz schön anstrengend war. Wie wäre es auch mal wieder, statt in einen Freizeitpark zu gehen, eine schöne Fahrradtour zu machen. Picknick an einer Weide, mit einem kostenlosen Streichelzoo. Kühe und Pferde neigen dazu, neugierig an einen Zaun zu kommen.
Nein – selbstverständlich können wir nicht wieder zum Naturalientausch zurückkehren. Gerade um den Tausch und das Eintreiben von Steuren zu erleichtern, ist das Geld ja da.
Aber das Geld bekommt eben nur einen Sinn, wenn die entsprechende Gegenleistung auch vorhanden ist, also geschaffen wurde. Ist der Gegenwert nicht vorhanden, bekommen wir Inflation. Das gilt auch heutzutage, auch wenn wir heute eher von der Gefahr eine Deflation sprechen.
Der Wert des Geldes bemisst sich nur durch die Leistungskraft der jeweiligen Volkswirtschaft, also der Waren und Dienstleistungen, die dagegen stehen. Geld ist ein Hilfsmittel zum Tauschen. Und wir glauben an das Geld, weil wir letztendlich an die Seriosität der EZB glauben.
Sie könnten auch Ihr eigenes Geld drucken. Niemand würde es für eine Dienstleistung entgegen nehmen. Es sei denn, sie garantieren mit einem Wert, eigenes Haus, Goldbarren oder sonstige Werte, oder durch Dienstleistungen, dafür ein. Nicht anders ist es heutzutage.
Schon im Mittelalter (und vorher) hatte Geld keinen Wert. Der Wert war nicht der Stempel des Fürsten auf der Münze, sondern das Material, aus dem das Geld bestand. Mischte der entsprechende Fürst Blei in die Goldmünzen, verlor das Geld sofort seinen Wert, sobald die Schummelei herauskam. Solche Münzen nannte man untergewichtig und beweist, dass nicht das Geld an sich den Wert darstellte.
Wie erwähnt, Geld können Sie nicht essen. Sie brauchen direkt kein Geld. Geld ist nicht der Anfang und auch nicht das Ende. Geld hilft nur Anfang und Ende zu verbinden, da ein Schmied nun einmal nicht jeden Tag mit einem geschmiedeten Messer zum Bäcker gehen kann, um es gegen Brot einzutauschen. Irgendwann braucht ein Bäcker eben keine neuen Messer mehr und auch keine Hufeisen, die der Schmied auch noch herstellt.
Und, ich habe nie behauptet, dass wir so wie heute, immer größer immer mehr, weiterleben können. Ich glaube nicht an den Zwang, immer ein noch höheres BIP zu schaffen.
Es ist eher die Fantasielosigkeit der heutigen Menschen, dass Sie mit „immer besser“ anscheinend immer „immer mehr“ (und „immer teurer“) gleichsetzen.
Was ist mehr Lebensqualität? Wenn es sich auf das beschränkt, was wir uns mit Geld kaufen können, hilft uns ein BGE auch nicht weiter.
Gerade wer von diesem „immer größer“, „immer teurer“ wegkommen will, sollte nun wirklich nicht das Problem dadurch lösen wollen, in dem er jedem Geld gibt.