BGE - Frei, frei, frei, endlich werden wir frei

Immer öfters hört man von den BGE-Propheten, ein BGE würde den Menschen endlich freimachen. Ein BGE macht frei, ist die Parole, die durch das Internet geistert.

 

Stellt sich nur die Frage, macht ein BGE wirklich frei?

 

Macht ein BGE mich frei davon essen zu müssen. Etwas essen zu müssen, was jemand anderes, oder ich selbst, hergestellt haben muss?

 

Muss ich kein Brot mehr essen, wenn es ein BGE gibt. Ein Brot, wofür ein Bauer oder Landarbeiter gesät und geerntet haben muss. Ein Fahrer das Korn zu einer Großmühle, die vorher jemand gebaut haben muss, gebracht haben muss, ein Mühlenarbeiter dieses gemahlen haben muss, in einer Mühle, in der auch die Toiletten gereinigt sein müssen, damit das Korn gemahlen werden kann. Wieder ein Fahrer, der das Mehl in eine Großbäckerei, die vorher jemand gebaut haben muss, fahren muss, dort das Brot von Angestellten gebacken werden muss, was nur geht, wenn auch die dortigen Toiletten, und selbstverständlich auch die ganze Bäckerei, regelmäßig gereinigt werden muss.

 

Kann ich frei sein, wenn es so viele „muss“ gibt, damit ich essen kann. Und es kann nur ein „muss“ sein. Denn ich muss essen, und da kann ich nicht hoffen, dass genügend andere freiwillig säen, ernten, fahren, mahlen, backen und reinigen. Und zwar alles. Die Leistungskette muss vollständig sein.

 

Ein BGE ersetzt keine dieser Leistungen. Im Gegenteil. Ein BGE würde Leute dazu verführen, gewisse Leistungen nicht mehr auszuüben. Oh – sicher wird es auch weiter Leute geben, denen es Spaß machen würde, als Bauer zu fungieren. Nur den Bauern, wie es in der Bauernromantik gibt, gibt es doch kaum noch. Heute sind es große Agrarbetriebe, auf Effizienz getrimmt, um eine Gesellschaft von 81 Millionen Menschen ernähren zu können. Aber selbst wenn es Leute geben würde, die, auch mit BGE, trotzdem Bauer sein wollten, würden sie eben doch eher zu den Bauernwurzeln zurückgehen wollen. Glückliche Rinder auf Weiden aufwachsen lassen, und denen im Sonnenaufgang beim Grasen zusehen. Schweine in Suhlen sich suhlen lassen, und ihnen per Hand noch ein paar Zuckerrüben als Leckerli geben.

 

Nur damit bekommt man keine 81 Millionen Menschen satt. Und selbst wenn es doch funktionieren würde, was es nicht tut, was würde es nützen, wenn niemand eine Großbäckerei reinigt (oder auch gerne eine kleine Backstube, obwohl, wir bräuchten sehr viele kleine Backstuben, um 81 Millionen Menschen mit Brot versorgen zu können). Wollen wir wirklich Brot essen, wenn der Backangestellte seine Notdurft auf den Hinterhof vollzogen hat und seine Hände notdürftig in der Regentonne gewaschen hat? Was alleine schon deshalb eine Illusion wäre, da das Gesundheitsamt so einen Betrieb schließen würde.

 

Letztendlich gilt das bei allen Lebensmitteln. Es gilt auch bei Kleidung. Wobei wir uns bei Kleidung keine Sorgen machen müssen, da wir diese von Leuten in Bangladesch, Thailand und China herstellen lassen, die die unwürdige Gängelung von unseren Jobcentern ja nicht ertragen müssen.

 

Auch das ist ein Thema. - Das Wort Menschenwürde wird von den BGE-Propheten gerne in den Mund genommen. Da reden sie von würdelosem Leben der hiesigen Arbeitslosen und tippen dabei ihre entsprechenden Ergüsse in einen Computer, der von Leuten hergestellt wurde, die von dem würdelosen Leben unser Arbeitslosen träumen – und es sind dabei keine Alpträume. Und die, die das angeblich unwürdige Leben der hiesigen Arbeitslosen in ihren Computer tippen, tun es wahrscheinlich in Kleidungsstücken, die von Leuten hergestellt wurden, die auch von dem Leben unser Arbeitslosen träumen.

 

Es kann sich nicht um Freiheit drehen und es dreht sich nicht um Menschenwürde.

 

Würden die BGE-Propheten sich Gedanken über Menschenwürde machen, würden sie Protestmärsche vor Billig-Modehäusern organisieren. Sie würden gegen wirkliche unmenschliche Arbeitsbedingungen protestieren, von denen wir, durch billige Preise, profitieren.

 

Beim BGE kann es sich nicht um Freiheit drehen und es dreht sich auch nicht um Menschenwürde. Eine Gesellschaft, der es so gut geht, wie es ihr noch nie ging, ist frustriert und sucht nach Selbstverwirklichung. Sicher wollen sie weiter die Leistung haben, die sie benötigen. Aber sie selbst wollen nicht die Leistung erbringen, die die Gesellschaft benötigt, und entsprechend bereit ist zu zahlen, sondern sie wollen das schaffen, wozu sie Spaß haben, was sie für sinnvoll halten. Ob die Gesellschaft es für sinnvoll hält, spielt dabei keine Rolle mehr.

 

Als Erstes würden die Berufe nicht mehr bedient werden, die nicht zu den beruflichen Highlights gehören. Wie Reinigungspersonal oder einen langweiligen Bürojob am Computer. Bald würde es aber auch keine Ärzte und Ingenieure mehr geben. Denn, um Arzt oder Ingenieur zu werden, muss man schon als Zehnjähriger bereit sein, zu lernen. Wer wird als Zehnjähriger schon so vernünftig sein und wirklich büffeln, wenn man doch mit einem BGE zumindest ein einfaches Leben leben kann.

 

Oder wenn man den Behauptungen von BGE-Propheten folgen soll, dass man nicht mehr hauptsächlich nach dem Bildungsanspruch eines Berufs bezahlt wird, sondern nur danach, wie hoch man ihn bezahlen muss, damit überhaupt jemand einen gewissen Beruf ausführt, wer wird dann noch büffeln wollen, um Arzt oder Ingenieur werden zu wollen, wenn die Gesellschaft, aus der Not heraus, weil wir in Dreck ersticken und von Bakterien regelrecht niedergestreckt wird, bereit ist, für eine Reinigungskraft so viel zu bezahlen, dass diese im Jahr nur noch drei Monate arbeiten muss und, mit dem zusätzlichen BGE, die restlichen neun Monate sich in der Karibik gut gehen lassen kann. Dann ist zwar der OP-Saal klinisch rein, aber es wird nicht genügend Ärzte geben, die operieren können.

 

Wer frei sein will, muss auf keine Leistung angewiesen wein. Weder auf Leistungen von anderen noch auf seine eigenen Leistungen.

 

Geld hat keinen eigenen Wert. Geld hatte nie einen eigenen Wert. Geld wird nie eine Leistung ersetzten können.

 

Lernen wir von Luft und Liebe zu leben. Dann können wir frei sein. Aber nur dann.

 

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Geld kann man nicht essen, nicht trinken, es kleidet und wärmt einen nicht. Geld kann keine einzige Leistung, die jemand erschaffen muss, ersetzen.

 

Vor 40 Jahren wurde der Spruch in der BRD von einer ganzen Generation gegen die Umweltzerstörung benutzt. Heutzutage könnte man es jedem BGE-Befürworter vor die Nase halten. 

Eine Weissagung der Cree-Indianer
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Kommentare: 2
  • #1

    Alfred (Donnerstag, 30 Oktober 2014 20:41)

    Vollkommener Nonsens. Das BGE soll ein Umdenken in der Gesellschaft bewirken, und nicht das Allheilmittel sein. Es könnte die dringend benötigte Werteverschiebung in der Gesellschaft anregen!
    Arbeitet niemand unter den gegenwärtig bestehenden Verhältnissen über 800 - 1000 Euro monatlich hinaus? Und die Ärzte, die vor allen Dingen der finanziellen Seite ihres Berufes frönen, sind fürwahr nicht nur entbehrlich, sondern zudem ein riesiger Schadfaktor.
    Ausserdem hätten wir vom glatten Gegenteil auszugehen, wenn wir verbreitet den medizinischen Notstand ausriefen. Mit der Seltenheit der Ärzte stiegen auch ihr Wert, und sie würden besser noch als jetzt bezahlt. Das zöge eine Kette neuer Medizinstudenten nach sich, die fertig ausgebildet sich jetzt zudem mehr nach Belieben bzw. Bedarf niederlassen könnten (sie haben ja ihr Grundeinkommen).
    Sie vergessen auch bei Ihrer Argumentation, dass sich viele aufgrund ihrer relativen Unabhängigkeit mehr der Forschung zuwenden könnten, die wiederum unabhängiger macht. Und zwar uns alle betreffend.
    Von motivierteren, weil finanziell höher anerkannten Krankenpflegern und - schwestern käme Unterstützung.
    (Und was ihr Argument: - zu viele Ärzte zu lange in der Karibik - angeht: glauben Sie ernsthaft, sie würden ihr Heimatland einfach verrotten und dahinsiechen lassen inklusive ihrer Eltern, Freunde, Verwandten etc? Wird nicht der Urlaub irgendwann unerträglich? Gäbe es demzufolge heute noch Notärzte? Gibt es nicht leichtere Wege viel Geld zu verdienen? Sind die meisten Ärzte von der Moral völlig verlassen? Dann sage ich ohnehin: Gute Nacht, Deutschland!)

    Gleiches für die Bäcker. Sie stünden in der Pflicht, die "Drecksarbeiter" auch besser zu entlohnen, wozu sie fähig wären, wenn Brot zur Mangelware verkommt, welches sodann einen gewaltigen Aufpreis erführe. Oder müssten alles in die eigene Hand legen, um ihren Betrieb laufend zu erhalten. Mit der Drecksarbeit im jetzigen Sinne wäre es vorbei, so oder so.
    Allerdings stirbt der Bäckerberuf ohnehin aus, genauso wie viele natürliche Ressourcen dieser Erde versiegen.
    Der Spruch "...werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann" passt wohl eher auf die vielen Reichen und Megareichen, denen an nichts weniger gelegen ist als an einem BGE!
    Im Übrigen wandelt sich die Bedeutung von Leistung im Wandel der Zeit. Ganz früher fragte man: Wie viele Menschen benötigt man zur Ackerung? Dann kam der Pferdepflug, dann die elektronische Maschine. Die rein mechanische Arbeit überträgt man immer mehr vom Menschen auf die Maschine, und es werden immer mehr Leute arbeitslos. Diese Tendenz ist auch durch nichts aufzuhalten, schon gar nicht durch antiquiertes Leistungsdenken.
    Es könnte sogar irgendwann dahin kommen, dass die mechanischen Helfer die Roboter vollumfänglich konstruieren, warten und aufziehen - wenn wir uns nicht endlich auf unser gemeinsames Menschsein besinnen!

    Witzig ist auch das Argument mit dem Computer. Daran klebt viel "Blut" der Ausgebeuteten, genauso wie diejenigen Helfershelfer in armen Ländern, die von dem Leben unserer Arbeitslosen träumen, unsere Kleidung mitermöglichen, soweit richtig. Aber das "funktioniert" in dem System, wie es JETZT ist, NOCH - und die Arbeitslosen und der Mittelstand darauf steuern unaufhaltsam auf solches Elend auch in den entwickelteren Ländern zu, und lösen eine Spirale aus, WEIL es so funktioniert, wie es funktioniert.

    Und um noch auf ein merkwürdiges Zitat einzugehen:

    "...Aber sie selbst wollen nicht die Leistung erbringen, die die Gesellschaft benötigt, und entsprechend bereit ist zu zahlen, sondern sie wollen das schaffen, wozu sie Spaß haben, was sie für sinnvoll halten. Ob die Gesellschaft es für sinnvoll hält, spielt dabei keine Rolle mehr"

    Ach ja, und woraus ist denn die Gesellschaft gebildet, wenn ich fragen darf? Aus ihnen, nicht wahr? Aus ihnen allen.
    Wenn niemand mehr sein Grundbedürfnis stillen kann, fasst irgendjemand das Problem an. Das ist eine alte Binsenweisheit - auch "wir" sind einmal von Null auf angefangen.

  • #2

    Berthold Kogge (Montag, 03 November 2014 10:31)

    Tja Alfred, wenn hier etwas totaler Nonsens ist, dann ist es, mit Verlaub, Ihr Kommentar.

    Das BGE soll also nur zu einem Umdenken in der Gesellschaft führen. Sie reden von einer dringend benötigten Werteverschiebung der Gesellschaft.

    Darauf von mir folgende Antworten:

    1. Sollten Sie die Diskussionen, über ein BGE, im Internet mitbekommen haben, dreht es sich eigentlich immer darum dass das BGE das Allheilmittel ist.

    2. Wollen Sie also die Werteverschiebung in die Richtung schieben, dass für die Menschen das Geld noch wichtiger ist. Geld löst die Probleme also. Denn dahin geht die Werteverschiebung, die Sie fordern.

    3. Geht die Werteverschiebung, wie mein Blogeintrag es beschrieben hat, und wie Sie es irgendwie auch bestätigen, in die Richtung, nicht jeden Job mehr annehmen zu müssen, aber jeden ausgeführten Job in Anspruch nehmen zu wollen. Auch Sie gehören anscheinend zu den Leuten, die der Auffassung sind, dass man nicht unbedingt jeden Job annehmen muss, der auf dem Markt vorhanden ist. Wow – niemand soll mehr, nur damit er sich selbst ernähren kann, dazu gezwungen werden, die Toiletten in den Zügen zu reinigen (selbstverständlich auch die Waggons). Aber gleichzeitig will niemand seinen Hintern, während der Fahrt, aus dem Zugfenster hängen müssen, nur weil die Natur von ihm das verlangt, was die Natur nun einmal verlangt, man sich aber nicht auf die, seit Jahren nicht mehr gereinigten Toiletten setzen will.

    4. Geht die Wertverschiebung dahin, dass einer der wenigen Personen, die vielleicht doch noch, trotz BGE, dazu bereit wäre, die Toiletten zu reinigen, auch noch die mit durchfüttern muss, die ihr zwar helfen könnten, aber sich schlichtweg weigern, es zu tun.

    Denn das BGE würde von denen geschaffen (erleistet) werden müssen, die trotz BGE bereit wären zu arbeiten. BGE fällt nicht wie Manna vom Himmel, wie Sie anscheinend fälschlicherweise annehmen.

    Das sind Ihre Wertverschiebungen – nichts anderes. Wie in meinem Blogeintrag vermerkt, benötigt Jeder Leistungen – auch Sie übrigens.

    Sie wollen eine Werteverschiebung. Ich frage Sie, aus welchem Land stammt das Hemd, das Sie tragen, Ihre Hose, ihre Schuhe, Ihre Strümpfe. Haben Sie schon einmal eine Demonstration vor den entsprechenden Handelsketten organisiert, um gegen die wirklich schlimmen Arbeitsbedingungen dort zu protestieren. Ich wette nicht. Sie vertreten tolle Werte.

    Alleine die Ungleichheit der Welt schafft Elend. Würde die Ungleichheit vermindert, hätten auch wir wieder Millionen Arbeitsplätze mehr, da in der Kleidungsindustrie viel mehr Arbeitsplätze geschaffen werden würden, als dann in der Auto- und Maschinenindustrie verloren gehen würden.

    Ihre Werteverschiebung geht in Richtung Geld. Ihre Werteverschiebung geht in Richtung Leistung erhalten zu wollen, ohne selbst Leistung geben zu müssen.

    Ihre Werteverschiebung ist eine Werteverschiebung zu noch mehr Egoismus.

    Und. Das Problem, dass jede Leistung, die irgendjemand empfangen möchte oder empfangen soll, von irgendjemand geschaffen werden muss, gab es auch schon im Sozialismus.

    Ihre Werteverschiebung geht in Richtung haben, ohne dafür etwas zu leisten.

    Das ist nicht mehr Gerechtigkeit, sondern mehr Egoismus.

    Um noch einmal auf die Cree-Indianer zu kommen. Geld ersetzt keine einzige Leistung. Sie können Geld weder essen, noch kleidet es Sie. Auch der Heizwert von Geldscheinen ist eher gering. Sie, sowie alle BGE-Propheten, haben das Problem überhaupt nicht begriffen.