Wo ist denn in der Praxis das Hohelied des Abendlandes, das auch in politischen Sonntagsreden immer gepredigt wird. Europäische Werte, Vorbild, Toleranz, usw.
Wo ist die Aufrichtigkeit in der Politik?
Es wird getäuscht, man versucht die eigene Macht zu erhalten. Schlechte Nachrichten werden bewusst hinter einen Wahltermin geschoben, Wahrheiten vertuscht.
Die Verantwortlichen laufen Lobbyisten nach. Auszeichnungspflicht von schädlichen Substanzen, oder von Fett- und Zuckergehalten in Lebensmitteln, wird, immer wieder, auf Wunsch der Wirtschaft nicht eingeführt, oder ganz verschwommen. Von wem werden die verantwortlichen Wähler eigentlich gewählt. Vom Volk oder von der Wirtschaft? Letztendlich zählt bei uns nur der schnöde Mammon. Es zählt bei den Politikern der, der das Geld und Kapital hat. Nicht derjenige, der Souverän sein soll.
Wo ist die Aufrichtigkeit der Wirtschaft. (Teil 1)
Es gab eine Zeit in der BRD, da war das Motto, geht es der Wirtschaft gut, geht es auch der Bevölkerung gut. Selbst die Wirtschaft hatte sich im Großen und Ganzen daran gehalten. Es war nicht nur Zurückhaltung bei den Arbeitnehmern, die dazu führte, dass in der BRD wesentlich weniger gestreikt wurde, als in Großbritannien, Frankreich und Italien, sondern es war auch die Einsicht der Wirtschaft, dass sozialer Frieden nur gesichert ist, wenn die Bevölkerung an der Steigerung des „Volkseinkommens“ mit partizipierte.
Heutzutage ist das Wohl der Wirtschaft ein reiner Selbstzweck für die Wirtschaft. Das Wohl der Bevölkerung spielt da keine Rolle mehr. Nicht umsonst hören wir auch von unserer Bundeskanzlerin ständig: „Deutschland geht es gut.“. Nie sagt sie: „Der deutschen Bevölkerung geht es gut.“
Anderseits gibt es inzwischen heute auch Gewerkschaften, die extrem hart streiken, da sie das Bedürfnis haben, sich gegen Konkurrenzgewerkschaften in der eigenen Branche zu profilieren. Es geht also nicht mehr unbedingt um das Wohl des Gewerkschaftsmitgliedes, sondern darum, sich gegenüber der Konkurrenz zu profilieren. Bei den Bahngewerkschaften sieht man das, wo es auch darauf ankommt, der Konkurrenzgewerkschaft Mitglieder abzujagen. Und wie kann man das an Besten? In dem man bessere Tarife aushandelt.
Die Rücksichtslosigkeit, sich aus reinem Selbstzweck, oder zumindest auch aus Selbstzweck, auseinanderzusetzen, gibt es eben nicht nur auf der Arbeitgeberseite. Es dreht sich hier nicht mehr darum, für seine Mitglieder ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen, sondern darum, ein besseres Ergebnis als die Konkurrenzgewerkschaft zu erzielen, um der die Mitglieder abspenstig zu machen. Das ist reiner Selbstzweck und schädigt die ganze Gesellschaft.
Wo ist die Aufrichtigkeit der Wirtschaft (Teil 2)
Es gab Zeiten, da versuchte man den Kunden mit Qualität zu überzeugen. Gute Ware für gutes Geld. Wenn etwas wirklich mal billig war, war es auch billig. Auch das was deutlich.
Heute wird Billiges zu teuren Preisen verkauft. Es wird getäuscht und gelogen und falsche Versprechungen gemacht. Angebote, mit den Hintergedanken, nachher an Zuschlägen zu verdienen, besonders billig gestaltet, um erst einmal den Auftrag zu erhalten.
Auszeichnungspflicht von Giften, Fetten oder anderen schädlichen Lebensmitteln wird von Lobbyisten erfolgreich verhindert. Und die Politik läuft denen, obwohl sie es besser wissen muss, noch hechelnd hinterher.
Dass der Kunde König ist, ist schon lange vorbei. Der Verbraucher soll kaufen. Kaufen, verbrauchen und dann neu kaufen. Wenn möglich schnell verbrauchen. Auch wenn es eine Waschmaschine ist, die er gekauft hat.
Früher war man, wenn man krank war, Patient. Heutzutage ist man, je von welcher Seite man es sieht, ein Kostenfaktor (Krankenkassen und Versicherungen), oder oft ein Goldesel, den man melkt, solange er noch was hergibt (Arzt und Krankenhaus).
Hat es etwas mit abendländischer Ethik und abendländischen Werten zu tun, wenn Ärzte in Krankenhäusern Angestelltenverträge bekommen, laut denen sie einen Jahresbonus erhalten, wenn sie eine Mindestzahl an Operationen durchführen?
Sollte ich im November oder Dezember, also wenn das Jahr sich dem Ende neigt, wegen meinem kaputtem Knie in ein Krankenhaus kommen, würde ich dann operiert werden, weil eine Therapie wirklich nicht sinnvoll ist, oder würde ich nur operiert werden, weil der Jahresbonus in Gefahr ist, dessen Betrag schon bei den Familienausgaben des nächsten Jahres fest eingeplant ist.
Wir haben in unserem Land Diebe. Die nennen sich auch Diebe. Aber gleichzeitig haben wir Menschen, die stehen in der Öffentlichkeit, predigen den guten Menschen. Und dann stellt man fest, diese "guten Menschen" haben im großen Stil Steuern hinterzogen, die Gemeinschaft beklaut.
Oh, ich finde es schlimm, was Klaus Zumwinkel getan hat. Aber er hat wenigstens öffentlich nicht den Gutmenschen herausgekehrt und sich darum geprügelt, ein Vorbild zu sein. Aber wenn Vorbilder fallen, fällt der Glauben an die Gesellschaft. Es war schon immer so. Von einem Dieb erwarte ich, dass er stiehlt. Von jemandem, der sich als ehrlich ausgibt, nicht. Wo ich keine Ehrlichkeit erwarte, ist die Enttäuschung begrenzt, wenn es keine Ehrlichkeit gibt. Wo ich sie erwarte, und diese Erwartung zeigt sich als falsch, ist die Enttäuschung groß.
Das alles sind Dinge, und es gibt noch viel mehr davon, die aufzeigen, dass von dem, was wir öffentlich in die Welt hinausschreien, von den (angeblichen) Grundsätzen der EU, von Ethik, christliche Gesellschaftsregeln, christlichen Werten und so weiter, nichts mehr übrig geblieben ist. Und das eben nicht nur bei denen, die die Hand an den Hebeln der Macht haben, sondern auch weitläufig in der ganzen Gesellschaft.
Wenn Politiker von europäischen (christlichen) Werten sprechen, kann einem doch nur das Essen wieder hochkommen. Und wenn man sieht, wie sich die Gesellschaft benimmt, auch.
Unsere Gesellschaft, und im Besonderen die, die an den Schalthebeln der Macht sitzen, egal ob die Regierung und die Opposition, in der Wirtschaft, und als in
der Öffentlichkeit lebende Gutmenschen, die dann der Steuerhinterziehung überführt werden, verraten alles, was unsere Gesellschaft ausmachen sollte.
Unsere Gesellschaft fault und stinkt, und das nicht nur vom Kopf her. Letztendlich ist auch der Wunsch nach einem BGE ein egoistischer Wunsch nach einem Selbstverwirklichungstrip. Auf Kosten der
Gesellschaft und auf Kosten jedes Einzelnen. Was nur niemand kapiert.
Niemand soll die Toiletten in den Zügen (und selbstverständlich sowieso die ganzen Züge) reinigen müssen. Das BGE soll davon befreien. Aber wenn man als Passagier das erste Mal seinen Hintern aus dem Zug-Fenster halten muss, da man sich nicht auf die versiffte Toilette setzen will, um das zu tun, was die Natur von einem verlangt, wird man, obwohl man selbst solche Reinigungsarbeiten beruflich nicht machen möchte, sauer sein, dass auch andere genauso denken.
Unsere Moral ist dahin. Verschwunden. Moral kaputt. Flasche leer. Das Einzige was zählt, ist Geld.
Diese Verlogenheit ist es auch, die vielen das Vertrauen an dieses System, an diese Gesellschaft nimmt. Diese Verlogenheit lässt viele haltlos werden.
Und dann kommt jemand und sagt (egal von welcher Seite), wir sind hart wie Kruppstahl, bei uns herrscht Ordnung, Treue, wir kämpfen für unsere Ideale, nicht für schnöden Mammon. Wir betrügen euch nicht, auf uns kannst du dich stützen. Du musst nur auch uns gegenüber (und im Zweifel unserem Gott) treu sein. Dann gehörst du zu uns und wir lassen dich nicht fallen.
Es spielt da keine Rolle, ob diese Rattenfänger fundamentalistische Islamisten oder Christen, intolerante politische Richtungen, oder Rockergruppen sind. Sie bieten Halt. Sie bieten Zugehörigkeit. Sie bieten auf Ihre Art sogar Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Man weiß, woran man ist, und man kann sich darauf verlassen.
Wir bieten nicht das, was wir predigen. Auch – und gerade unsere Regierung nicht. Und auch die Regierung davor nicht, und die davor auch nicht. Man lässt sich vom Volk wählen, um auf die Wünsche der Wirtschaft (auf das Geld) zu hören. Und diese Wirtschaft läuft nur noch den eigenen Interessen hinterher. Das gibt in der Bevölkerung, und ganz besonders bei denen, die jung sind und noch ihren eigenen Weg suchen, keinen Halt. Im Gegenteil. Es bietet Unsicherheit, Zweifel, Misstrauen - und letztendlich Hass.
Wir dürfen uns nicht wundern, wenn solche Verunsicherten die Hand nehmen, die ihnen entgegengestreckt wird.
Wir bieten jeden Grund, auf unsere Gesellschaft mit Verachtung (und Hass) zu blicken.
Ich wiederhole mich:
Unsere Moral ist dahin. Verschwunden. Moral kaputt. Flasche leer. Das Einzige was zählt, ist Geld.
Und das durch die ganze Bank. Dieser Fisch stinkt nicht nur am Kopf, sondern am ganzen (gesellschaftlichen) Körper.
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