Tja, gestern, rechtzeitig zum Osterfest habe ich in einem sozialen Netz einen sehr interessanten Streit über Meinungsfreiheit gehabt.
Einige, eigentlich sogar eine Menge, waren der Ansicht, dass man heutzutage seine Meinung weniger sagen kann als noch vor ein paar Jahren. Dazu kam dann auch das Thema, dass immer öfter Kommentare von den Forenbetreibern, wie Facebook und Twitter, gelöscht werden würden.
Die Sache ging lange hin und her, bis ich den Kommentar brachte.
„Nicht die Zensur ist in den sozialen Netzwerken schlimmer geworden, sondern es häuft sich immer mehr die Ansicht, dass man im Netz auch Lügen und Hass verbreiten darf.“
Da bekam ich doch sehr interessante Antworten darauf.
Einer meinte, dass Lügen und Hass zu verbreiten durch den Artikel 5 des GG's gedeckt sind.
Wohlgemerkt, Hass verbreiten und das Lügen. Eine Lüge ist allerdings keine Meinung, sondern eine absichtliche Tat, etwas falsch zu sagen. Eine Lüge zu erkennen, oder ob es eine doch sehr verquere Meinung ist, ist schwer, manchmal sogar sehr schwer.
Aber, eine Lüge, die IMMER eine absichtliche Falschaussage ist, denn genau das ist eine Lüge, mit der Begründung verbreiten zu dürfen:
„So lange man nicht beweisen kann, dass meine Lüge eine Lüge ist, darf ich lügen, und zwar schlimmer als sich die Balken biegen können“,
unterliegt nicht dem Schutz des Grundgesetzes.
Darauf meinte man, ich würde eine Diktatur – eine Meinungsdiktatur – errichten wollen.
Auf meine Frage, wenn er denn seine Frau anlügen würde, und sie würde es merken und ihn dessen beschuldigen, würde er dann auch sich auf den Artikel 5 des GG berufen und sagen:
„Niemand hat das Recht mir eine Lüge zu verbieten, ich habe das Recht zu lügen“,
bekam ich eine Antwort, die doch sehr an einen grunzenden Urmenschen erinnert, der Keule schwingend aus seiner Höhle stapft.
Was aufzeigt: Es ist sicher oft schwer, zwischen einer total verqueren Meinung und einer Lüge zu unterscheiden, aber wenn immer mehr Menschen der Ansicht sind, weil es oft so schwer zu unterscheiden ist, dürfe man eben lügen, sogar mehr als sich die Balken biegen können, ganz besonders, wenn ich es anonym versteckt im Netz machen kann …
… dann geht diese Gesellschaft vor die Hunde.
Was wäre, wenn man nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man lügt (oder Hass verstreut), sondern wenn man noch mit stolz geschwellter Brust meint:
„Es ist mein Recht zu lügen und Hass zu verstreuen. Mein Recht, und das ist durch den Artikel 5 des Grundgesetzes gesichert.“
Was ist, wenn die Selbstzensur, denn so etwas ist dabei nötig, immer mehr in der Gesellschaft verloren geht?
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