Krieg in der Ukraine - ist das wirklich nicht unser Krieg?

 

Oft liest man in den sozialen Netzwerken den Spruch, „das geht uns nichts an, das ist nicht unser Krieg“, womit der Krieg in der Ukraine gemeint ist.

 

Was mich dabei immer wieder verwundert, ist, dass es oft die gleichen Leute sind, die auf ihrer Seite in dem jeweiligen Netzwerk darauf hinweisen, dass sie bei den sogenannten Freiheitsspaziergängen mitmachen, ihnen also Freiheit wichtig ist. Nicht wenige von denen zeigen auch Bilder dieser Spaziergänge, auf denen dann Fahnen von Russland geschwenkt werden.

 

Wer der Ansicht ist, er hätte ein Recht auf Freiheit, alles selbst zu entscheiden, und das dann Eigenverantwortung nennt, meint damit oft nur Egoismus, da bei der sogenannten Eigenverantwortung dabei nicht mit einschlossen wird, dass Eigenverantwortung nicht nur für das eigene Wohl, sondern auch für das Wohl der Gesellschaft gelten muss.

 

Aber schieben wir mal beiseite, dass mit Freiheit man oft nur die eigene Freiheit meint - und die Unterstützung der Gleichgesinnten dann höchstens als weiteres Druckmittel toll findet -, und kommen wir auf den Krieg in der Ukraine zurück.

 

Selbst wenn wir die moralische Komponente, dass auch die Ukrainer ein Recht auf Freiheit haben, weglassen, ist es immer noch unser Krieg. Es ist unser Krieg, da Putin es zu unserem Krieg erklärt hat.

 

1. Putin hat mehr als einmal deutlich gemacht, dass es ihm gegen die angebliche Bevormundung der Weltgemeinschaft durch den Westen geht. Wobei man allerdings deutlich sehen kann, dass genauso Russland und China versuchen, andere Länder zu bevormunden.

 

Wenn überhaupt, wäre das also eine Pattsituation, womit Putin somit meint, er will diese Pattsituation aufbrechen, wie ja auch im Februar Putin und Xi Jinping es in Peking geäußert haben. Eine neue Weltordnung soll her; eine Weltordnung, die von Russland und China dominiert werden soll. Und zwar eine Weltordnung gegen den Westen, gegen die liberalen Demokratien, die beiden zuwider sind.

 

2. Gewinnt Russland in der Ukraine, würde genau diese Vorherrschaft Russlands und Chinas gefestigt werden.

 

a). Putin nutzt jetzt schon die Getreidevorräte der Ukraine (die noch nicht unter seiner Kontrolle sind) als Waffe, indem er lange die Ausfuhr durch die Ukraine behinderte, und auch jetzt immer mal wieder damit droht, die Vereinbarung zu canceln.

 

b) Russland soll bereits selbst ungefähr 1 Million Tonnen Getreide, die es in der Ukraine, aus den Gebieten, die es bereits kontrolliert, erbeutet hat, verkauft haben.

 

Sollte Russland sich in der Ukraine durchsetzen, könnte es das Getreide, aus Russland und der Ukraine zusammen, als Machtmittel einsetzen – gegen den sogenannten Westen.

 

Getreide aus Russland und der dann russisch kontrollierten Ukraine würden sicher nur Länder in Afrika und Asien erhalten, die Russland und China gegenüber freundlich gesinnt sind – und die sich gegenüber dem sogenannten Westen abgrenzen. Wer sich dem verweigert, bekommt dann eben kein Getreide. Und das könnte der Westen nicht durch eigene Getreidelieferungen ausreichend kompensieren.

 

Russland und China würden ihren Einfluss in der Welt stark ausbauen, indem sie Länder zwingen, sich „freiwillig“ auf ihre Seite zu schlagen.

 

Außer Getreide besitzt die Ukraine wichtige Rohstoffe, wovon vieles einfach nur noch nicht erschlossen ist.

 

Dass die Ukraine Kohle und Gas besitzt, ist allgemein bekannt, aber es hat noch von anderen Bodenschätzen eine Menge, die selbst für das an Bodenschätzen reiche Russland wichtig sein können – und wenn sie nur dafür wichtig sind, damit der sogenannte Westen weiterhin in diesem Bereich von Russland oder von Staaten, die eng mit Russland verbündet, bzw. unter russischer Kontrolle sind, abhängig bleibt.

 

Russland selbst würde viele der Bodenschätze, die die Ukraine besitzt, selbst nicht benötigen, aber es würde sich das weitestgehende Monopol auf diese Bodenschätze sichern.

 

Im umgedrehten Fall, auf uns gemünzt, würde das heißen, wenn Russland diese Bodenschätze kontrolliert, wäre Europa wieder stark von Russland abhängig, und Russland könnte auch von Europa ein gewisses politisches Wohlwollen verlangen, das nichts mit einer gleichberechtigten Partnerschaft zu tun hätte.

 

Zu den Rohstoffen zählen auch sogenannte kritische Rohstoffe, die man unbedingt für eine moderne Industrie benötigt, wie Lithium, Kobalt, Titan, Beryllium und eine Reihe von Seltenen Erden.

 

Kontrolliert Russland (und China) deren Lagerstätten in der Ukraine, und durch das Getreide aus der Ukraine die entsprechenden Lagerstätten in Afrika, würden wir bei uns eine Form der Demokratie riskieren, die zumindest zum Teil von der Gnade Moskaus und Pekings abhängig wäre.

 

Letztendlich würde auch Nordamerika plötzlich ziemlich alleine dastehen; denn ein Europa, das von Russland und China existenziell abhängig ist, dürfte als Verbündeter wegfallen.

 

Und Putin (wie auch Xi Jinping) hätte sein Ziel, die USA aus Europa zu vertreiben, erreicht.

 

Die neue Weltordnung, die Putin und Xi Jinping Anfang Februar bei der Eröffnung der olympischen Winterspiele in Peking propagierten, wäre perfekt.

 

Wer glaubt, dass das nur wilde Fantasien sind, was ich hier schreibe, sollte sich noch einmal in Erinnerung rufen, was Putin und Xi Jinping Anfang Februar beschworen haben und was seitdem oft, von beiden, immer wieder beschworen wurde. Zumindest die russischen Propagandasendungen in Moskau sind voll davon.

 

Putin hat am 24. Februar 2022 den 3. Weltkrieg begonnen, denn die Ukraine ist letztendlich nur das erste Puzzlestück, das Putin versucht in die Hände zu bekommen. Dass seine Ziele, und auch die Ziele seines direkten Gefolges, weitläufiger sind und ganz Europa beinhaltet, hört man immer wieder aus Russland. Von Putin sehr verschwommen und indirekt, von Medwedew und anderen sehr viel deutlicher.

 

 

Und wer sich das vielleicht sogar wünscht, zeigt auf, dass ihm an unserer liberalen Gesellschaft nichts liegt, und er es toll finden würde, von Putin mitgeteilt zu bekommen, wie seine dann sogenannte Freiheit aussehen wird.

 

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